Eine Erzählung über die Farben des Lebens
Vor vielen Jahren hatte ich die Vorstellung von Farben und wie sie Beziehungen in all ihren Nuancen darstellen können, von welcher Intensität und Beschaffenheit eine Beziehung geprägt ist und um besser zu beschreiben wie unterschiedlich Beziehungen, Zuneigung und Verbindungen sein können. Jede Veränderung ist ein Teil unsers Lebenskunstwerk das immer wieder aufs Neue geformt wird.
Warum leuchtet die Liebe manchmal tiefrot wie glühende Lava, während Freundschaften sich in ein beruhigendes Grün hüllen? Und was geschieht, wenn diese Farbtöne verblassen oder sich im Lauf der Zeit verändern?
Wie gehen wir damit um, wenn Nuancen verblassen oder sich im Lauf der Zeit sogar zu Grau verwandeln? Und warum Veränderung nicht das Ende, sondern oft ein wertvoller Neuanfang sein kann.
Die Bedeutung der Farben in unserem Leben
Farben sind weit mehr als nur optische Reize – sie können Beziehungen, Gefühle und Veränderungen in unserem Leben auf eindrucksvolle Weise widerspiegeln. Mir persönlich helfen sie, diese Gefühle zu Menschen greifbarer und annehmbarer zu machen, denn nicht immer versteht man warum die Intensitäten sich verändern.
Wenn zum Beispiel eine einst dunkelgrüne Freundschaft zu einem helleren Grün verblasst, bedeutet das nicht, dass sie an Wert verliert. Sie hat lediglich einen neuen Platz auf der Leinwand meines Lebens gefunden.
Auch kräftige Farben, die allmählich ins Hellgrau verschwinden, sind nicht verloren. Sie bleiben als Schatten erhalten, die meinem Lebensbild Tiefe und Dimension verleihen.
Jeder Farbton, ob leuchtend oder verblasst, trägt dazu bei, dass mein Lebensgemälde reich und voller Nuancen ist.
In dieser kurzen Erzählung geht es um eine Schülerin und ihren Meister, in dem Rot und Grün als Sinnbilder für Liebe und Freundschaft dienen.
Inspirierende Perspektiven zum Nachdenken.
Meine magische Leinwand – Eine Erzählung
Die Sonne senkte sich über den Horizont, ihr Licht fiel durch die Fenster des Ateliers und tauchte den Raum in einen warmen Glanz. Der Meister saß auf seinem hölzernen Hocker, die Palette voller Farben in der Hand, während seine Schülerin vor der Leinwand stand. Ihr Blick war fragend, fast verloren, als sie mit einem Finger über die leere Fläche strich.
„Meister,“ begann sie leise, „wie würdest du Beziehungen beschreiben, wenn sie Farben hätten?“
Er legte den Pinsel beiseite, lehnte sich zurück und sah sie lange an. „Farben sind wie Menschen,“ sagte er schließlich, „sie haben Tiefen, die nicht immer sichtbar sind, und Nuancen, die sich nur im richtigen Licht zeigen.“
Sie neigte den Kopf, nachdenklich. „Und Rot? Was ist Rot?“
Ein Lächeln zog über sein Gesicht, weich wie das Licht der Dämmerung. „Rot,“ sagte er, „ist die Liebe. Ein tiefes, dunkles Rot wie die Wurzeln eines alten Baumes, die sich fest in die Erde graben – das ist die Liebe zu deinen Kindern. Unerschütterlich, stark, immerwährend. Und dann gibt es das Rot, durchwoben von Grün, wie Moos, das an einem Baumstamm wächst. Das ist die Liebe zu deinem Partner – eine Mischung aus Leidenschaft und Vertrauen, aus Nähe und Ruhe.“
Sie hob die Augenbrauen, ein Hauch von Neugier blitzte in ihren Augen. „Und Grün?“
Er lehnte sich nach vorne, seine Stimme wurde sanft, fast wie ein Lied. „Grün ist Freundschaft. Ein helles, fröhliches Grün, das wie junges Gras im Frühling sprießt, wenn du eine neue Bekanntschaft machst. „Und ein dunkles, erdiges Grün – das Grün des Waldes, der Jahrhunderte überdauert – für die Freundschaften, die tief verwurzelt sind, die bleiben, auch wenn die Stürme des Lebens wehen.“
Sie schwieg, ließ die Worte in sich nachklingen. Doch nach einer Weile fragte sie: „Aber was, wenn diese Farben sich verändern? Wenn das Grün verblasst oder das Rot nicht mehr so leuchtet?“
Der Meister stand auf, trat zur Leinwand und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Das, meine liebe Schülerin, ist das Wesen des Lebens. Farben ändern sich, genauso wie Beziehungen. Ein sattes Grün mag zu einem zarten Türkis verblassen, ein feuriges Rot wird vielleicht leiser, sanfter. Doch das bedeutet nicht, dass sie weniger wertvoll sind. Es ist der Wandel, der das Bild lebendig macht.“
„Und wenn eine Farbe verschwindet?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, so leise, dass sie fast vom Abendwind verschluckt wurde.
Er drehte sie sanft zu sich um, seine Augen voller Güte. „Dann malst du weiter. Jede Begegnung bringt eine neue Farbe auf deine Palette. Keine Leinwand bleibt jemals leer – sie verändert sich, sie wächst, sie wird reicher. Und weißt du,“ er zeigte mit einem Lächeln auf die Sonne, die am Horizont verblasste, „kein Bild ist jemals fertig. Es bleibt immer Platz für neue Nuancen.“
Die Schülerin nickte schließlich, ihre Hand war ruhig und ihr Blick offen, als sie den Pinsel aufhob. Und während die ersten Striche über die Leinwand glitten, füllte sich der Raum mit den leuchtenden Farben des Lebens – ein Gemälde, das nur das Leben selbst so malen konnte.
Diese Erzählung zeigt,
wie jede Beziehung ihre eigene Farbe hat und dass sich unsere inneren Leinwände ständig weiterentwickeln. Wir alle erleben Momente, in denen Nuancen verblassen, sich verwandeln oder neu dazukommen. Doch gerade dieser Wandel – sei es in der Liebe oder in der Freundschaft – macht das Leben zu einem faszinierenden Kunstwerk, das niemals vollendet ist.
Vielleicht überlegst auch du welche Farben deine Liebe hat… ein sattes, erdiges Rot, das tief verwurzelt ist? Oder sprüht sie feurig und zieht alle Blicke auf sich? Welche Nuance von Grün tragen deine Freundschaften – leuchtend wie Frühlingsgras oder dunkeltief wie ein uralter Wald?
So könnte man ergründen, wie jede Beziehung ihre eigene Farbe auf unserer persönlichen Leinwand des Lebens malt – und wie wir weitermalen, wenn Nuancen verblassen oder gänzlich neue hinzukommen. Erst der Einsatz von allen Farben macht das Bild bunter…. kein Maler würde je auf eine Farbe verzichten wollen!
written&created by Jaycos

