Hildegard von Bingen – Die Heilige der Naturheilkunde

Hildegard von Bingen – Pionierin der Naturheilkunde und Kräuterheilung

Hildegard von Bingen (1098–1179) war eine der bemerkenswertesten Frauen des Mittelalters und eine Pionierin der Naturheilkunde. Sie war eine Expertin für Heilkräuter, deren Wissen bis heute in der Naturheilkunde genutzt wird. Als Benediktineräbtissin, Mystikerin, Komponistin und Naturheilkundlerin war sie ihrer Zeit weit voraus. Sie hinterließ ein umfassendes Erbe an Wissen über Heilpflanzen, Ernährung und natürliche Medizin, das bis heute von großer Bedeutung ist. In diesem Blog-Beitrag beleuchten wir das Leben von Hildegard von Bingen, ihr Wirken im Bereich der Naturheilkunde und die Kräuter, die in ihrem Heilwissen eine zentrale Rolle spielten.

Wer war Hildegard von Bingen?

Hildegard von Bingen wurde im Jahr 1098 in Bermersheim bei Alzey geboren und trat bereits als junges Mädchen in das Kloster der Benediktiner ein. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die in einer von Männern dominierten Welt ihren Platz fand und als Äbtissin Einfluss weit über die Klostermauern hinaus ausübte. Ihre Visionen und ihr tiefes spirituelles Verständnis machten sie zu einer der bekanntesten Mystikerinnen des Mittelalters. Doch sie war nicht nur eine Visionärin, sondern auch eine versierte Gelehrte, die über Theologie, Musik, Medizin und Naturkunde schrieb.

Ihre naturheilkundlichen Werke, insbesondere das „Physica“ und das „Causae et Curae“, stellen eine umfangreiche Sammlung von Heilwissen dar, in denen Hildegard detailliert auf die Heilkraft von Pflanzen, Mineralien und Lebensmitteln einging. Sie sah die Natur als eine göttliche Gabe und glaubte fest daran, dass die Heilmittel für die Leiden des Menschen direkt in seiner Umgebung zu finden seien. Für Hildegard war Gesundheit das Ergebnis eines harmonischen Gleichgewichts zwischen Körper, Geist und Seele.

Die Kräuter der Hildegard-Heilkunde

Hildegard von Bingen nutzte eine Vielzahl von Kräutern und Heilpflanzen, um unterschiedlichste Beschwerden zu behandeln. Ihre Heilkräuter waren bekannt für ihre natürliche Heilung und unterstützten die Selbstheilungskräfte des Körpers. Die spezifische Wirkung der Heilpflanzen umfasste unter anderem die Stärkung des Immunsystems, die Förderung der Verdauung und die Beruhigung des Nervensystems. Sie legte besonderen Wert auf Bitterstoffe, wärmende und ausgleichende Kräuter sowie eine ganzheitliche Betrachtung der Heilung. Einige der wichtigsten Kräuter in ihrer Heilkunde sind:

  • Galgant: Galgant, auch als „Wurzel des Lebens“ bezeichnet, war eines der Lieblingsheilmittel Hildegards. Sie empfahl Galgant zur Stärkung des Herzens und zur Förderung der Verdauung. Galgant wirkt wärmend und hilft bei Kreislaufproblemen, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden.
  • Bertram: Bertram war ein weiteres wichtiges Kraut in Hildegards Heilkunst. Es fördert die Verdauung, stärkt das Immunsystem und hilft bei der Aufnahme von Nährstoffen. Bertram wurde von Hildegard auch als Mittel gegen allgemeine Schwäche und zur Stärkung des Körpers empfohlen.
  • Quendel (Wilder Thymian): Quendel hat eine ähnliche Wirkung wie Thymian und wurde von Hildegard zur Stärkung der Lunge, bei Erkältungen und zur Förderung des Wohlbefindens eingesetzt. Er wirkt desinfizierend, schleimlösend und kräftigend.
  • Ysop: Ysop wird für seine reinigende und schleimlösende Wirkung geschätzt. Hildegard setzte Ysop gegen Atemwegserkrankungen und zur Reinigung des Körpers ein. Außerdem stärkt er das Gemüt und hilft bei Melancholie.
  • Fenchel: Fenchel war für Hildegard nicht nur eine Heilpflanze, sondern auch ein wertvolles Lebensmittel. Er fördert die Verdauung, lindert Blähungen und unterstützt die Entgiftung. Fenchel gilt als mild und wohltuend für den gesamten Verdauungstrakt.
  • Wermut: Wermut, ein besonders bitteres Kraut, wird in der Naturheilkunde für seine verdauungsfördernden und leberstärkenden Eigenschaften geschätzt. Hildegard empfahl ihn bei Appetitlosigkeit und Verdauungsschwäche.

Diese Kräuter wurden oft in Kombination verwendet, um ihre Wirkungen zu verstärken und eine ganzheitliche Heilung zu erzielen. Hildegard betonte stets, dass die richtige Anwendung von Kräutern nicht nur den Körper, sondern auch den Geist und die Seele beeinflusst.

Die Lehre der vier Temperamente

Ein zentraler Bestandteil von Hildegards Gesundheitskonzept war die Lehre der vier Temperamente: Sanguiniker, Melancholiker, Choleriker und Phlegmatiker. Sie betrachtete den Menschen als eine Einheit aus Körper und Seele, deren Gleichgewicht durch äußere Einflüsse wie Ernährung, Lebensstil und Umweltbedingungen beeinflusst wird. Hildegard entwickelte auf Grundlage dieser Temperamentenlehre individuelle Ernährungsempfehlungen und Heilmittel, die darauf abzielten, das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen.

Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Kräutern wie Baldrian oder Lavendel, die Melancholikern helfen sollten, Ruhe zu finden und das Gemüt zu beruhigen. Für Choleriker empfahl sie kühlende und entspannende Kräuter wie Minze, um die Hitze im Körper zu reduzieren und einen ausgeglichenen Zustand zu erreichen. Hildegards Heilkunst war damit stark auf die individuelle Konstitution und die innere Balance des Menschen ausgerichtet.

Hildegard-Küche und Ernährung – Hildegard-Ernährung, gesunde Ernährung, Dinkel

Neben Heilkräutern spielte auch die Ernährung eine zentrale Rolle in Hildegards Gesundheitslehre. Sie glaubte, dass Nahrung eine heilende Wirkung auf den Körper haben kann und legte großen Wert auf eine ausgewogene, naturbelassene Ernährung. Dinkel nahm dabei eine besondere Stellung ein. Hildegard bezeichnete Dinkel als das beste Getreide, das den Körper stärkt und die Gesundheit fördert. Auch die regelmäßige Verwendung von Kräutern wie Petersilie, Fenchel und Quendel in der Küche trug ihrer Ansicht nach zur Vorbeugung von Krankheiten bei.

Hildegard war eine Verfechterin der sogenannten „Grünkraft“ (Viriditas), einer Lebenskraft, die durch Pflanzen, frische Kräuter und Gemüse in den Körper gelangt. Sie empfahl, auf die Saisonalität der Lebensmittel zu achten und möglichst unverarbeitete Nahrung zu sich zu nehmen, um die natürliche Energie der Pflanzen zu nutzen. Fasten und bewusste Ernährung waren weitere wichtige Elemente in ihrem ganzheitlichen Ansatz zur Gesunderhaltung.

Die Überlieferten Wirkungen der Hildegard-Heilkunde

Die Heilmethoden Hildegards von Bingen gelten als besonders vielseitig und ganzheitlich. Sie sind darauf ausgelegt, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und durch die Natur zur Selbstheilung zu befähigen. Zu den überlieferten Wirkungen gehören:

  • Stärkung der Abwehrkräfte: Hildegard empfahl Kräuter wie Bertram und Galgant zur Stärkung des Immunsystems und zur Vorbeugung von Krankheiten. Ihre Heilmittel sollten die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und ihn widerstandsfähiger machen.
  • Förderung der Verdauung: Viele der verwendeten Kräuter wie Galgant, Fenchel und Wermut sind für ihre verdauungsfördernden Eigenschaften bekannt. Sie helfen, Blähungen zu lindern, die Magensäfte anzuregen und den Stoffwechsel zu unterstützen.
  • Beruhigung des Nervensystems: Kräuter wie Ysop und Baldrian wurden von Hildegard genutzt, um das Nervensystem zu beruhigen und innere Unruhe zu lindern. Die Förderung der seelischen Ausgeglichenheit war ein zentrales Ziel ihrer Heilkunst.
  • Entgiftung und Reinigung: Hildegard legte großen Wert auf die Reinigung des Körpers. Sie empfahl Bitterkräuter wie Wermut und Löwenzahn, um die Leber zu stärken und Schadstoffe aus dem Körper auszuscheiden.
  • Ganzheitliche Heilung: Hildegards Ansatz zielte darauf ab, nicht nur körperliche Symptome zu behandeln, sondern auch die seelischen und geistigen Ursachen von Krankheiten zu erkennen. Ihre Lehren betonten die Wichtigkeit von Spiritualität, innerem Frieden und einem bewussten Leben im Einklang mit der Natur.

Anwendung und Bedeutung heute

Die Heilkunde Hildegards von Bingen erlebt heute eine Renaissance, da immer mehr Menschen auf der Suche nach natürlichen Alternativen zur Schulmedizin sind. Viele ihrer Heilmittel, wie der berühmte Hildegard-Gewürzwein oder die Verwendung von Galgant bei Verdauungsproblemen, werden noch immer genutzt. Ihre ganzheitliche Sichtweise, die die Verbindung von Körper, Geist und Seele betont, spricht viele Menschen an, die nach einer natürlichen und nachhaltigen Gesundheitsvorsorge suchen.

Die Kräutermedizin nach Hildegard von Bingen ist mehr als nur eine Sammlung von Rezepten – sie ist eine Lebensphilosophie, die auf der tiefen Verbundenheit mit der Natur basiert. Ihre Lehren inspirieren uns dazu, achtsam mit unserem Körper umzugehen, die Heilkraft der Pflanzen zu nutzen und unsere Gesundheit als ein wertvolles Gut zu betrachten, das in unseren eigenen Händen liegt.

Die Essenz

Hildegard von Bingen war eine beeindruckende Persönlichkeit, deren Wissen über Naturheilkunde und Kräutermedizin bis heute Menschen inspiriert. Ihr ganzheitlicher Ansatz, der Körper, Geist und Seele in den Heilungsprozess einbezieht, bietet eine wertvolle Alternative zu modernen medizinischen Methoden. Die Heilkräuter und Ernährungsempfehlungen Hildegards helfen uns, ein harmonisches Leben im Einklang mit der Natur zu führen und unsere Gesundheit auf natürliche Weise zu stärken.

Ihre Weisheit erinnert uns daran, dass die Natur eine Fülle an Heilmitteln bereithält – wir müssen nur lernen, sie zu nutzen. Hildegard von Bingen lehrt uns, auf unseren Körper zu hören, die Kräfte der Pflanzen zu erkennen und unsere eigene Gesundheit mit Verantwortung und Achtsamkeit zu fördern. Ihre Heilkunde ist ein Geschenk, das uns auch heute noch dabei unterstützt, ein gesundes, ausgeglichenes und erfülltes Leben zu führen.

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